Wir brauchen das Stadtbad als Ausbildungsort für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Das Stadtbad Bayreuth ist für uns ein gutes Ausbildungs-Schwimmbad, das unbedingt zu erhalten ist und auch erhaltenswert ist. Viele Hundert Kinder nutzen jede Woche das Stadtbad. Kindergärten, Grundschulen, angehende Fachlehrer und nicht zuletzt die Vereine sorgen jede Woche dafür, dass die Kinder in der Stadt das Schwimmen lernen. Das Stadtbad muss erhalten bleiben, da die Wasserzeiten für die Kinder sonst nicht ausreichen. In einem offenen Brief wenden wir uns und auch der Landesverband Bayern der DLRG in Person von Manuel Friedrich an den Aufsichtsrat der Stadtwerke, an den Stadtrat und besonders an den Oberbürgermeister. Wir freuen uns über weitere Unterstützung von vielen Bayreuthern in unseren Bestrebungen für den Erhalt des Stadtbades zu kämpfen.
Retten Sie das Stadtbad
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Ebersberger,
sehr geehrte Damen und Herren des Aufsichtsrates der Stadtwerke Bayreuth,
sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrats Bayreuth,
wir, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bayreuth, haben eher zufällig erfahren,
dass der Aufsichtsrat der Stadtwerke plant, bereits am kommenden Donnerstag einen
Grundsatzbeschluss zu fassen, der vorsieht, das Heizwerk an der Tunnelstraße in Bayreuth zu
erweitern und dafür das danebenstehende Stadtbad Bayreuth zu schließen und bis auf die Fassade
abzureißen.
Gerne möchte ich als Geschäftsführer der DLRG Bayreuth, in der Funktion als Präsident der DLRG
Bayern und auch ganz persönlich, als Bürger der Stadt Bayreuth, der seit über 45 Jahren einmal
wöchentlich das Stadtbad Bayreuth besucht, versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass das
Stadtbad Bayreuth nicht für einen Ausbau des Heizkraftwerkes geopfert werden darf.
Das Märchen von ausreichenden Wasserflächen in der Stadt Bayreuth
Schon im Jahr 2010 stand die Schließung des Stadtbades Bayreuth auf der Tagesordnung des
Stadtwerke Aufsichtsrates. Der Altoberbürgermeister Dr. Michael Hohl verwies damals auf eine in
Auftrag gegebene Studie, wonach Bayreuth über überdurchschnittlich viel Wasserfläche verfügen
würde, weshalb eine Schließung des Stadtbades unproblematisch sei. Genau dieses Argument wird
nun wieder bedient, um eine Schließung des Stadtbades zu rechtfertigen. Es ist aber nicht richtig.
Bayreuth verfügt über drei Hallenbäder, die öffentlich zugänglich sind. Dabei sind in der Lohengrin-
Therme ganz bewusst Kinder und Jugendliche nicht erwünscht und das SVB Bad ist als reines
Zweckbad für den Leistungssport errichtet worden. Entsprechend hoch ist auch die Auslastung des
SVB-Bades durch den Verein selbst und das Schulschwimmen. Das Schwimmbad des Graf-Münster-
Gymnasiums ist nur für das eigene Schulschwimmen und das Schwimmen der Sportgruppen der
Universität Bayreuth geeignet und im Übrigen aus unserer Sicht dringend sanierungsbedürftig.
Das Stadtbad Bayreuth ist das einzige kleine Schwimmbad der Stadt, das sich für das ‚normale
Schwimmen‘, wie ich das bezeichnen möchte, eignet. Ich verstehe darunter ein Bad, in dem
beispielsweise Großeltern mit ihren Enkeln zum Schwimmen gehen können.
Wenn Sie das Stadtbad Bayreuth kennen, dann muss ich Ihnen die Besonderheiten dieses
Schwimmbades sicherlich nicht beschreiben. Andernfalls bitte ich Sie, sich gerne ein Bild davon zu
machen, welch hohen Wert das Stadtbad für die Bevölkerung hat: Viele hundert Schulkinder sind jede
Woche im Stadtbad, um im Schulschwimmen ihre Schwimmfähigkeit zu stärken. Zu den regulären
Öffnungszeiten befinden sich v.a. Kinder, Jugendliche und ältere Menschen im Schwimmbad,
verbunden mit einem hohen Anteil an Besuchern mit Migrationshintergrund. An vielen Tagen finden
zusätzlich Anfängerschwimmkurse statt. Die Kleinschwimmhalle bietet täglich Raum für Kindergärten
zur Wassergewöhnung. Die vor Corona durchgeführten Aqua-Fitness-Kurse waren ein Highlight des
Stadtbades, in dem praktisch das gesamte Schwimmbad von begeisterten Menschen bevölkert war.
Auch andere Gruppen (z. B. der Versehrtensport, Muslima-Schwimmen des BIC-Projektes der Stadt
Bayreuth) treffen sich im warmen Wasser des Stadtbades. Nicht zuletzt die DLRG veranstaltet für
über hundert Jugendliche ein wöchentliches Schwimmen und bildet die nächste Generation
Rettungsschwimmer aus. Natürlich trainieren auch unsere Einsatzkräfte wöchentlich im Stadtbad, um
ihre Einsatzfähigkeit zu erhalten. Bei der Sanierung des Stadtbades in den 1990er Jahren war extra
dafür der tiefe Bereich des Schwimmbades erhalten worden.
Ich denke, aus meinen Ausführungen wird deutlich, welchen enormen integrativen Wert das Stadtbad
besitzt. Es bring alle Altersgruppen zusammen, es können Alte und Behinderte hier zusammen mit
Kindern Erholung finden, es bringt Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammen, es
befindet sich in Laufweite der Innenstadt und ist mit dem Fahrrad aus ganz Bayreuth vor allem auch
für Kinder mit wenig Einkommen (z. B. der Innenstadt und der Stadtteile Altstadt, Burg, Hammerstadt)
gut erreichbar. Aus meiner Sicht kann kein anderes Bad in Bayreuth diese wertvollen Funktionen
übernehmen.
Ein Bad zu schließen, das regelmäßig saniert und gewartet wurde?
Sehr geehrte Stadt- und Aufsichtsräte, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister. Ich habe in den
vergangenen Jahrzehnten in ganz Bayern immer wieder miterleben müssen, wie Schwimmbäder
schließen mussten. Der Grund dafür war ausnahmslos, dass die Gemeinde sich die hohen Kosten der
Sanierung ihres Bades nicht mehr leisten konnte, weil meist über Jahrzehnte nicht in die Technik des
Schwimmbades investiert wurde. Ich habe es bisher noch nie erleben müssen, dass ein Bad
schließen musste, das sich in einem baulich gut sanierten Zustand befindet.
Genau das ist aber beim Stadtbad der Fall. Nach der Generalsanierung Ende der 1990 Jahre wurde
ständig in die Technik investiert. Duschen, Leitungen, Filteranlagen sind erneuert und in einem guten
Zustand. Zuletzt wurden erhebliche Mittel in die Lüftungsanlage investiert, und in diesem Sommer
wird auch die Lüftungsanlage der Kleinschwimmhalle erneuert. Es ist mir unbegreiflich, wie man
überhaupt auf die Idee kommen kann, ein solches Schwimmbad abzureißen und Ende 2023 schließen
zu wollen.
Das Stadtbad ist eine echte Perle
Und das Stadtbad ist auch nicht irgendeine Schwimmhalle. Das Stadtbad ist eine Bayreuther
Institution mit 100jähriger Geschichte. Mit der Sanierung Ende der 1990er Jahre wurde ein echtes
Kleinod geschaffen. Die Architektur, der Aufbau des Schwimmbereichs mit dem Whirlpool, dem
Planschbecken und den Saunen darf man wohl zu Recht als ein kleines Paradies für ‚normale Bürger‘
bezeichnen, das vielen Menschen ans Herz gewachsen ist. Menschen, die keine Affinität zum
Schwimmen besitzen, werden das vielleicht nicht verstehen. Für viele Bürger der Stadt Bayreuth ist
der wöchentliche Besuch des Stadtbades ein wesentlicher Teil ihres glücklichen Lebens, so wie es für
andere die Kultur oder der Besuch eines Basketballspieles ist. Mit dem Abriss des Stadtbades würden
Sie viele Menschen unglücklich machen.
Es geht schließlich nur um den Standort
Ich kann und will nicht argumentieren, ob ein mit Gas betriebenes Heizkraftwerk für Bayreuth sinnvoll
ist oder nicht. Vermutlich gibt es genügend gute Gründe dafür, ein modernes Fernheizkraftwerk in
Bayreuth zu errichten, insbesondere wenn eine Förderung von beinahe 100 Prozent der Kosten
möglich scheint. Ich kann aber nicht erkennen, dass für eine Industrieanlage ein innenstädtischer
Freizeitbereich geopfert werden muss. Es gibt sicherlich andere Standorte in Bayreuth, die sich
ebenso eignen.
Ich kenne beispielswiese im thüringischen Jena ein Fernheizkraftwerk, das außerhalb der Stadt
errichtet wurde und einen Großteil des Stadtgebietes versorgt. Der Anschluss einer
Warmwasserleitung ist auch über größere Entfernungen m. E. problemlos möglich.
Ich bin sicher, dass es intelligente Standortalternativen gibt, die bei einem Projekt dieser
Größenordnung mit vertretbarem Aufwand möglich sind.
Schwimmen ist Kultur und ‚Schwimmen können‘ ist überlebenswichtig
Wie Sie sicherlich wissen, ist Schwimmen in Deutschland neben dem Laufen die zweitpopulärste
Sportart. Die vielen Schwimmbadschließungen der letzten Jahre in Deutschland sind ein wesentlicher
Grund dafür, dass die Bevölkerung immer weniger schwimmen kann. Jede Schwimmbadschließung
trägt dazu bei, dass weniger Menschen schwimmen können. Wer an verantwortlicher Stelle
Schwimmbäder schließt, muss sich in wenigen Jahren vielleicht vorhalten lassen, ob er damit auch
dafür verantwortlich ist, wenn die Anzahl der ertrunkenen Kinder zugenommen hat.
Folgen einer Schließung des Stadtbades
Mit dem Schließen des Stadtbades Bayreuth wäre es aus unserer Sicht dringend geboten, das
Nutzungskonzept der Lohengrin-Therme umgehend zu ändern, und das Bad zu einem Familienbad
auszubauen, damit die Stadt Bayreuth ihrer Verantwortung der Daseinsvorsorge auch im Bereich des
Schwimmens für ihre Bevölkerung Rechnung trägt. Neben einem zusätzlichen Schwimmbecken wäre
die bessere Anbindung mit dem öffentlichen Personennahverkehr auch an Samstagen und Sonntagen
unerlässlich. Daneben müsste auch den Vereinen, den Organisationen der Wasserrettung, den
Kindergärten u.a. ausreichend Wasserfläche zur Verfügung gestellt werden.
Das ist sicherlich mit erheblichen Kosten verbunden, die aus unserer Sicht in die Gesamtbetrachtung
mit einfließen müssen.
Diskutieren Sie mit uns
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, gerne stehe wir
von der DLRG und natürlich auch ich Ihnen persönlich für eine Diskussion zur Verfügung. Ich komme
gerne zu Ihnen in eine Sitzung Ihrer Fraktion. Natürlich bin ich auch telefonisch für Sie jederzeit
erreichbar.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Manuel Friedrich
